Flächenbrand Expressionismus
12.05.2019 – 11.08.2019
Für die weite Verbreitung und die Popularität des Expressionismus in der Kultur der Zwanziger Jahre war in hohem Maße der Holzschnitt verantwortlich. Es war die Zeit, in der im ganzen deutschsprachigen Kulturgebiet von expressionistischer Musik, expressionistischem Tanz, expressionistischem Film, expressionistischer Mode und sogar von expressionistischer Politik gesprochen und geschrieben wurde.
Das allgemeine Bewusstsein dessen, was mit dem Begriff „Expressionismus“ gemeint sein könnte, prägte dabei der Holzschnitt: Die scharf geschnittene Schwarzweißkunst mit ihrer Zackigkeit, ihrer Neigung zur Deformation und ihrem Hang zum Unmittelbaren und Primitiven im Umgang mit den künstlerischen Mitteln. Der Holzschnitt unterstrich das Gefühl von Spontanität und Ursprünglichkeit, das mit Wahrhaftigkeit verbunden wurde. Er wurde zu dem expressionistischen Ausdrucksmedium.
Die Leidenschaft konnte mit positiven Inhalten verknüpft sein, mit dem Wunsch, die Verbundenheit mit Natur und Ursprünglichem spürbar zu machen, aber auch mit Gefühlen des Leidens, des Mitleidens und der Empörung. Eine metaphysische Wirklichkeit konnte ebenfalls die Natur in den Mittelpunkt rücken: das Wesen der Tiere, der Pflanzen, der idyllischen Einheit von Mensch und Natur. Aber bei einer höheren Wirklichkeit konnte es sich auch um religiöse Dimensionen handeln, um Hinweise auf das Wahre hinter dem Sichtbaren.
Die Ausstellung zeigt eine Auswahl aus der Sammlung Hierling, die vor allem die große und überraschende Diversität der Bewegung des Expressionismus sichtbar machen soll. Der Vitalismus ist ebenso vertreten wie die Metaphysik, die Nähe zur nach 1916 sich durchsetzenden Dada-Bewegung ebenso wie die zum vorangegangenen Symbolismus. Naturidyll findet sich neben Großstadtpessimismus, religiöse Visionen neben Weltkriegsgewalt, Porträts neben Fabriklandschaften, Zirkusszenen neben Träumereien über ein Leben unter Naturvölkern.
Abbildungen
Hanns Bolz: Stadtbrücke, 1912
Georg Schrimpf: Affen, 1921
Max Thalmann: Auferstehung, 1920
Walter Otto Grimm: Die Sonne, 1918
Dorothea Maetzel-Johannsen: Mutter und Kind, 1920
Ernst Ludwig Kirchner: Tanzlokal, 1911
Wassily Kandinsky: Reiter, 1911
(c) Sammlung Joseph Hierling
Flyer
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