Flächenbrand Expressionismus

12.05.2019 – 11.08.2019

Für die weite Verbreitung und die Popularität des Expressionismus in der Kultur der Zwanziger Jahre war in hohem Maße der Holzschnitt verantwortlich. Es war die Zeit, in der im ganzen deutschsprachigen Kulturgebiet von expressionistischer Musik, expressionistischem Tanz, expressionistischem Film, expressionistischer Mode und sogar von expressionistischer Politik gesprochen und geschrieben wurde.

Das allgemeine Bewusstsein dessen, was mit dem Begriff „Expressionismus“ gemeint sein könnte, prägte dabei der Holzschnitt: Die scharf geschnittene Schwarzweißkunst mit ihrer Zackigkeit, ihrer Neigung zur Deformation und ihrem Hang zum Unmittelbaren und Primitiven im Umgang mit den künstlerischen Mitteln. Der Holzschnitt unterstrich das Gefühl von Spontanität und Ursprünglichkeit, das mit Wahrhaftigkeit verbunden wurde. Er wurde zu dem expressionistischen Ausdrucksmedium.

Um 1908 brachen junge Maler mit Zentralperspektive, Lokalfarbe und Naturähnlichkeit, und zwar auf eine Weise, die das Bestreben spüren ließ, ein neues, starkes und vielfach antibürgerliches Lebensgefühl zum Ausdruck zu bringen. Dabei ging es bei vielen um Vitalität, Leidenschaft, aber bei anderen auch um das Verlangen, eine andere, eine metaphysische Wirklichkeit heraufzubeschwören.
 

 

Die Leidenschaft konnte mit positiven Inhalten verknüpft sein, mit dem Wunsch, die Verbundenheit mit Natur und Ursprünglichem spürbar zu machen, aber auch mit Gefühlen des Leidens, des Mitleidens und der Empörung. Eine metaphysische Wirklichkeit konnte ebenfalls die Natur in den Mittelpunkt rücken: das Wesen der Tiere, der Pflanzen, der idyllischen Einheit von Mensch und Natur. Aber bei einer höheren Wirklichkeit konnte es sich auch um religiöse Dimensionen handeln, um Hinweise auf das Wahre hinter dem Sichtbaren.

 
Anhand der Münchner Sammlung Hierling lässt sich der „Flächenbrand“ erleben, den der Expressionismus in der optischen Kultur entfachte. Sie präsentiert weniger beachtete Talente, darunter auch erstaunlich große, die neben den bekanntesten Künstlern diese Bewegung getragen und in die breite Öffentlichkeit hineingetragen haben.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl aus der Sammlung Hierling, die vor allem die große und überraschende Diversität der Bewegung des Expressionismus sichtbar machen soll. Der Vitalismus ist ebenso vertreten wie die Metaphysik, die Nähe zur nach 1916 sich durchsetzenden Dada-Bewegung ebenso wie die zum vorangegangenen Symbolismus. Naturidyll findet sich neben Großstadtpessimismus, religiöse Visionen neben Weltkriegsgewalt, Porträts neben Fabriklandschaften, Zirkusszenen neben Träumereien über ein Leben unter Naturvölkern.

 
Intensiver kann man dem Expressionismus in seiner ganzen Vielfalt kaum begegnen!
 

 

Abbildungen

Hanns Bolz: Stadtbrücke, 1912

Georg Schrimpf: Affen, 1921

Max Thalmann: Auferstehung, 1920

Walter Otto Grimm: Die Sonne, 1918

Dorothea Maetzel-Johannsen: Mutter und Kind, 1920

Ernst Ludwig Kirchner: Tanzlokal, 1911

Wassily Kandinsky: Reiter, 1911

(c) Sammlung Joseph Hierling

 

 

Flyer und Sonderführungen

Flyer

Den Flyer zur Ausstellung können Sie hier herunterladen.

Buchen Sie gerne auch Ihre persönliche Führung durch die Ausstellung für

Gruppen (bis 25 Personen) unter
Tel. 0 41 83 / 51 12 oder info@bossard.de.
Mi-So 65 € zzg. Museumseintritt

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