Die historischen Gebäude der Kunststätte und die Skulpturen in der Gartenanlage sind durch fortschreitende Schadensbilder geprägt und sollen nach und nach restauriert werden.
Ab Sommer 2024 führen wir die Sanierungsarbeiten am Wohn- und Atelierhaus durch. Die Gesamtkosten werden auf rund 520.000 Euro kalkuliert.
Johann Michael Bossard baute von 1912 bis 1914 sein Wohn- und Atelierhaus angelehnt an den regionalen Heimatschutzstil. Ab Anfang der 1920er bis Mitte der 1930er Jahre gestaltete der Künstler die Innenräume.
Fassadengestaltung und die komplett durchgestalteten und fest installierten Raumausstattungen sind das Alleinstellungsmerkmal des Gebäudes. Der bauzeitliche Originalzustand ist erhalten. Die bewahrten Wandflächen und Möbel lassen die Intention des Künstlers sichtbar werden. Mit der programmatischen Ausgestaltung des ersten Raumes, des Musikzimmers, entwickelte Johann Bossard seine Idee eines Gesamtkunstwerks.
Seit seinem Tod im Jahr 1950 bewahrt Jutta Bossard seinen Nachlass. Sie bewohnte bis zu Ihrem Tod im Jahr 1996 das Haus.
Von Frühjahr 2021 bis Frühjahr 2022 setzten wir bereits erfolgreich die Generalsanierung des Kunsttempels um. Informieren Sie sich dazu gern in der Rubrik Archiv beendeter Sanierungsarbeiten.
Die Kunststätte dankt allen Förderern für die großzügige finanzielle Unterstützung der Sanierungsarbeiten am am Wohn- und Atelierhaus.
Bundesministerium für Kultur und Medien
Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung
Freundeskreis Kunststätte Bossard e. V.
Johann Michael Bossard erbaute sein Wohn- und Atelierhaus von 1912 bis 1913. Das von ihm entworfene Gebäude greift die regionaltypischen Bauformen mit der Anlehnung an den sogenannten Heimatschutzstil auf. Die Farben der Heimatschutzbewegung rot, grün und weiß finden sich in der Fassade des Hauses wieder.
Die Veranda bildet einen wettergeschützen Eingangsbereich. Im Frühjahr 1924 lässt Bossard den Balkon oberhalb der Veranda verglasen und mit einem Dach ausstatten. Kurz nach der Verglasung begann Bossard mit der Verkleidung der inneren Balkonbrüstung mit Fliesenresten und einer Vielzahl bemalter und gebrannter Kacheln.
Der Innenbereich des Wohn- und Atelierhauses wurde in den 1920er und 1930er Jahren ausgestaltet. Die Privaträume (Wohndiele, Treppenhaus, Musikzimmer, Verglaster Balkon, Blauer Flur, Märchenzimmer, Gelbes Zimmer, Erossaal und Eddasaal) werden für spezielle Wohnhausführungen für Besucherinnen und Besucher geöffnet.
Der heutige Eddasaal war ursprünglich das Atelier von Johann Michael Bossard. Die große Fensterfront und die zweiflügligen Einangstore weisen darauf hin. Mit dem Bau des sogenannten Neuen Ateliers hatte das Künstlerehepaar Bossard Anfang der 1930er Jahre die Möglichkeit dieses ursprüngliche Atelier zum Eddasaal umzugestalten. Der Raum wurde fortan in die Nutzung des Wohnhauses integriert.
Während der Sanierungszeit sind die Innenräume des Wohn- und Atelierhauses gesperrt.
Durchgeführt wird eine Sanierung an der Gebäudehülle des Wohn- und Atelierhauses. Für die Umsetzung ist ein Zeitraum von zirka 6 Monaten geplant.
Wir setzen folgende Maßnahmen um:
am Dach
- Kontrolle der Holzbauteile des Dachs auf Statik und Befall mit Holzschädlingen,
- Ausbau der ca. 25 Jahre alten Dämmung und anschließendem Einsatz einer zeitgemäßen Dämmung,
- Neueindeckung mit Dachziegeln, die der Optik der historischen Dachziegeln entsprechen,
- Sanieren der in der Dachfläche sitzenden Bauteile, wie der sogenannte „Ausguck“ und die Gauben
an den Fenstern
- Sanierung der Fenster mit der besonderen Herausforderung, dass die Fenster in unterschiedlichen Bauarten ins Gebäude eingelassen wurden (Metallrahmen mit Einfachverglasuung und polychrom gefassten Scheiben, Holzrahmenfenster mit Einfachverglasung)
sowie am "Wintergarten"
- ein kompletter Abbau des Wintergartens ist notwendig
- die Fensterrahmen,-sparren und Konstruktionsteile werden so möglich konserviert bzw. erneuert
- Wiederaufbau des Wintergartens
März 2024
Wir haben die Probst Projektierung GmbH aus Husum mit der Planung,- Projekt- und Bauleitung des Bauvorhabens betraut. Die Firma Probst blickt auf über 25 Jahre Erfahrung in der Sanierung historischer Gebäude zurück und besitzt umfassende Sachkenntnis über die Methoden zur Konservierung und Restaurierung.
Juni 2024
Im nächsten Schritt haben wir die Vergabe der Gewerke Gerüstarbeiten, Dachdecker- Tischler- und Zimmererarbeiten, Glaserarbeiten, Malerarbeiten sowie Schlosserarbeiten abgeschlossen.
7. Juli 2024
Letzte Führung durch die Privaträume. Der Innenbereich des Wohn- und Atelierhauses ist wegen der beginnenden Sanierungsarbeiten gesperrt.
8. Juli 2024
Die Einrichtung der Baustelle beginnt. Das Wohn- und Atelierhaus wird vollständig eingerüstet.
22. Juli 2024
Die Arbeiten am Dach und erste Arbeiten an den Fenstern beginnen.
Bei den Sanierungsarbeiten am Wohn- und Atelierhaus machten die Handwerker einen sensationellen Fund. In einem nicht zugänglichen Dachraum über dem sogenannten „Schatzkämmerchen“ im Eddasaal lagerten mehr als 100 Jahre lang die eingerollten Einzelbilder von Johann Michael Bossards Monumentalgemälde „Tatkraft“ aus dem Jahr 1907/08. Die Handwerker beförderten nicht nur 22 zu diesem Monumentalgemälde gehörende Leinwände aus dem unbekannten Lager, sie entdeckten auch drei weitere Gemälde und eine Zeichnung aus dem Frühwerk Bossards vor 1900 und aus dem Jahr 1918 sowie Teile einer bemalten Rahmung.
Das Monumentalgemälde ist nicht unbekannt. Ein Entwurf, Einzelstudien sowie historische Fotografien zu diesem Werk befinden sich im Bestand der Stiftung Kunststätte Johann und Jutta Bossard. Doch der Verbleib des beeindruckenden Gemäldes war bisher nicht geklärt. „Tatkraft“ besteht vermutlich aus 27 Einzelleinwänden mit einer Gesamtlänge von 18 Metern und einer Höhe von etwa 5 Metern und entstand in den Jahren 1907 bis 1908.
In Johann Michael Bossards Briefen an seinen Freund und Förderer Emil Hegg berichtet der Künstler von der Arbeit an diesem Monumentalgemälde. Bossard fertigte das Gemälde „Tatkraft“ für eine Präsentation auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1908. Vor dieser Ausstellung erhielt Bossard jedoch die Möglichkeit, sein Werk bereits im Februar 1908 in der Aula der Hamburger Kunstgewerbeschule zu zeigen. Nach seiner Präsentation in Berlin, die von verschiedenen Kunstzeitschriften und Zeitungen begleitet wurde, zeigte Bossard das großformatige Gemälde vermutlich auch in Ausstellungen in Chemnitz, Danzig und Zug in den Jahren 1909 und 1910.
Das Werk ist ein wichtiges Schlüsselwerk, mit dem sich Johann Michael Bossard zum Antritt seiner Stelle als Lehrer für Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule Hamburg als Monumentalkünstler in der Hansestadt vorstellte und auf anschließende Aufträge hoffte. Unsere Kuratorin Katharina Groth steht jetzt vor der Aufgabe, die weitere Geschichte der insgesamt 26 gefundenen Werke zu erforschen.
Die Fundstücke werden von der Restauratorin des Museums, Stefanie Nagel, vom Staub befreit, auf mikrobiologischen Befall untersucht, gereinigt und anschließend in das Schaumagazin zur Einlagerung überführt. Über den weiteren Umgang mit den Funden wird im Laufe der nächsten Monate entschieden.
Wir lassen Sie an den einzelnen Etappen der Sanierungsarbeiten teilhaben.
Start der Sanierung am 8. Juli 2024
Der Kunsttempel wurde von 1926 bis 1929 erbaut. Der Kunsttempel gehört zu den bedeutendsten Beispielen des Norddeutschen Backsteinexpressionismus. Er ist als meditativer Raum gedacht und der einzige visionär-utopische Kathedralbau des Expressionismus, der tatsächlich errichtet wurde und bis heute existiert. Eigens für den Kunsttempel schuf Bossard drei monumentale Bilderzyklen, derzeit ist der sogenannte Zweite Tempelzyklus von 1928 installiert.
Kunsthistorisch einzigartig sind die Gestaltung der Fassade mit Fehlbränden und Baukeramiken, der offene Dachstuhl mit der bemalten Glasdecke sowie die in Mischtechnik bemalten Glasfenster. Sämtliche Fenster des Gebäudes sind von innen bemalt. Die aufwändige Backsteinfassade ist mit knapp 300 Bauplastiken geschmückt. Das Pyramidendach wird an jeder Seite durch 7 Spitzgauben bekrönt.
Der erste Bauabschnitt umfasste insbesondere eine Restaurierung von Mauerwerk und Bauplastiken. Das bis in größere Tiefen geschädigte Mauerwerk am Vorbau des Kunsttempels machten einen Teilausbau, eine Stabilisierung von Hintermauerwerksbereichen und einen dem Originalbestand getreuen Wiedereinbau von Ziegelsteinen notwendig. Die Bauplastiken wurden gereinigt, Schäden in der Glasur und Scherben konsolidiert und Fehlstellen geschlossen. Teilweise war dafür ein Aus- und Wiedereinbau erforderlich. Die Aufgaben im Inneren waren die Reinigung und Konservierung der figürlich gestalteten Verkleidungen der vier Pfeiler, des Putzfries sowie des Mosaikfußbodens. Außerdem wurden die Balkenkonstruktion des hölzernen Dachstuhls sowie die gefassten Holzoberflächen im Innenraum restauriert und konserviert. Zum ersten Bauabschnitt gehörten ebenfalls Maler- und Tischlerarbeiten an den Rahmen bzw. Sprossen der Gaubenfenster.
Der zweite Bauabschnitt konzentrierte sich auf die Restaurierung der Glasmalereien der bemalten Glasdecken sowie der Fenster. Es sollten die Strukturgläser und die bemalten Scheiben ausgebaut und in einem Fachbetrieb konserviert und bei Bedarf restauriert werden. Bei den Dreiecksfenstern wurde zudem die Silikonverklebung zwischen den äußeren und inneren Scheiben entfernt. Des weiteren fanden Sanierungsarbeiten an Türen und Türrahmen statt.
Die Maßnahme wurde gefördert durch:
Bundesregierung für Kultur und Medien
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
Europäische Union - Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums
Freundeskreis Kunststätte Bossard e.V.
Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung
Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Niedersächsische Sparkassenstiftung/Stiftung Sparkasse Harburg-Buxtehude
Folgende Firmen führten die Sanierungsarbeiten durch:
Fa JH. Tischlermeister
Fa. Kreft Gerüstbau GmbH
Konservierungswerkstatt Leupold & Belter GbR
Ars Colendi GmbH
Fa. Zimmerei B. Bäcker
Fa. Jörn-Paul Enk, Klempnerei
Dipl. Rest. Julia Diezemann
NÜTHEN Restaurierungen GmbH + Co. KG
Schädlingsbekämpfung Jürgen Rabeneck
Elektro & Sanitär Westphal
Naturstein Häder GmbH
Hein Derix GmbH & Ko. KG
Gewerk Gerüstbau
Gerüstbau Kreft GmbH
Brookdamm 32
21217 Seevetal
Gewerk Dachdecker
Heiko Harms Bedachungen GmbH
Alte Schulstraße 30
21271 Hanstedt in der Nordheide
Gewerk Malerarbeiten
Dinger Malereibetrieb GmbH
Meckelfelder Weg 55
21079 Hamburg
Gewerk Tischlerarbeiten
Tischlerei D. Dittmer
Eichenhöhe 6
21255 Kakenstorf
Gewerk Zimmermann
Hinrichs Holzbau GmbH
Abendkamp 11
29646 Bispingen
Gewerk Klempnerarbeiten
Heiko Harms Bedachungen GmbH
Alte Schulstraße 30
21271 Hanstedt in der Nordheide
Gewerk Glaserarbeiten
Hein Derix
Werkstätten für Glasmalerei und Mosaik GmbH&Co.KG
Gelderner Str. 29-33
47623 Kevelaer
Gewerk Metallbau
Hein Derix
Werkstätten für Glasmalerei und Mosaik GmbH&Co.KG
Gelderner Str. 29-33
47623 Kevelaer