Instandhaltung und Restaurierung

 

Die historischen Gebäude der Kunststätte und die Skulpturen in der Gartenanlage sind durch fortschreitende Schadensbilder geprägt und sollen nach und nach restauriert werden.

 

Von Frühjahr 2021 bis Frühjahr 2022 setzten wir die Generalsanierung des Kunsttempels um.

 

Rund 688.000 Euro hat die Generalsanierung des Bauwerks, das von 1926 bis 1929 entstand, gekostet und wurde fast vollständig über öffentliche Fördergelder finanziert. Die umfassenden Konservierungs- und Sanierungsarbeiten an der Außenfassade und im Inneren des Kunsttempels wurden von Diplom-Restauratoren unterschiedlicher Fachbereiche ausgeführt und mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt.

 

Hier investierte Europa in die ländlichen Gebiete mit der Maßnahme:

„LEADER“

Mit dieser Maßnahme wird die Zusammenarbeit und die Initiierung, Organisation und Umsetzung von Projekten zur nachhaltigen Entwicklung in ländlichen Gebieten („LEADER-Region“) unterstützt.

 

  

 

 

Zahlen und Fakten zum Kunsttempel

Der Kunsttempel wurde von 1926 bis 1929 erbaut.
1936 erhielt der Kunsttempel einen Vorbau.


Das Gebäude ist als expressionistische "Lichtkathedrale" deutschlandweit einmalig.
Er gehört zu den bedeutendsten Beispielen des Norddeutschen Backsteinexpressionismus.
Der Kunsttempel ist als meditativer Raum gedacht und der einzige visionär-utopische Kathedralbau des Expressionismus, der tatsächlich errichtet wurde und bis heute existiert. Eigens für den Kunsttempel schuf Bossard drei monumentale Bilderzyklen, derzeit ist der sogenannte Zweite Tempelzyklus von 1928 installiert.

 

Kunsthistorisch einzigartig sind die Gestaltung der Fassade mit Fehlbränden und Baukeramiken, der offene Dachstuhl mit der bemalten Glasdecke sowie die in Mischtechnik bemalten Glasfenster. Sämtliche Fenster des Gebäudes sind von innen bemalt. Die aufwändige Backsteinfassade ist mit knapp 300 Bauplastiken geschmückt. Das Pyramidendach wird an jeder Seite durch 7 Spitzgauben bekrönt.


 

Die Sanierungsarbeiten am Kunsttempel

Vorgesehen ist eine Generalsanierung und Restaurierung des Kunsttempels in zwei Bauabschnitten. Für die Umsetzung ist ein Zeitraum von 6 bis 8 Monaten geplant. 

 

1. Bauabschnitt

Der erste Bauabschnitt umfasst insbesondere eine Restaurierung von Mauerwerk und Bauplastiken.

Das bis in größere Tiefen geschädigte Mauerwerk am Vorbau des Kunsttempels machen einen Teilausbau, eine Stabilisierung von Hintermauerwerksbereichen und einen dem Originalbestand getreuen Wiedereinbau von Ziegelsteinen notwendig.  Die Bauplastiken werden gereinigt, Schäden in der Glasur und Scherben konsolidiert und Fehlstellen geschlossen. Teilweise ist dafür ein Aus- und Wiedereinbau erforderlich.  Die Aufgaben im Inneren sind die Reinigung und Konservierung der figürlich gestalteten Verkleidungen der vier Pfeiler, des Putzfries sowie des Mosaikfußbodens. Außerdem werden die Balkenkonstruktion des hölzernen Dachstuhls sowie die gefassten Holzoberflächen im Innenraum restauriert und konserviert. 

Zum ersten Bauabschnitt gehören ebenfalls Maler- und Tischlerarbeiten an den Rahmen bzw. Sprossen der Gaubenfenster. 

 

2. Bauabschnitt

Der zweite Bauabschnitt konzentriert sich auf die Restaurierung der Glasmalereien der bemalten Glasdecken sowie der Fenster. Es sollen die Strukturgläser und die bemalten Scheiben ausgebaut und in einem Fachbetrieb konserviert und bei Bedarf restauriert werden. Bei den Dreiecksfenstern wird zudem die Silikonverklebung zwischen den äußeren und inneren Scheiben entfernt. Des weiteren finden Sanierungsarbeiten an Türen und Türrahmen statt. 

 

 

 

Historie der Generalsanierung

April 2021

Wir haben die Probst Projektierung GmbH aus Husum mit der Planung,- Projekt- und Bauleitung des Bauvorhabens betraut. Die Firma Probst blickt auf über 25 Jahre Erfahrung in der Restaurierung zurück und besitzt umfassende Sachkenntnis über die Methoden zur Konservierung und Restaurierung.

 

Mai 2021

Im nächsten Schritt haben wir die Vergabe der Fachgewerke Gerüstarbeiten, Maurerarbeiten und Keramiksanierung abgeschlossen. 

 

Juni 2021
Der Kunsttempel ist wegen der beginnenden Sanierungsarbeiten gesperrt.


Ein Bauzaun steht bereits, am Vorbau des Kunsttempels lösen Restauratoren für den Fachbereich Mauerwerk Wand-Stein, Keramik ausgewählte schadhafte Steine aus dem Mauerwerk. Schadensaufnahme und Kartierung sind die ersten wichtigen Schritte und Grundlage für die kommenden Sanierungsarbeiten. Über Fotos und Kennzeichnung sowie Dokumentation der entnommenen Steine wird sichergestellt, dass am Ende der Generalsanierung am Kunsttempel jeder Stein wieder an der ursprünglichen Position eingesetzt wird und die Intention des Künstlers erhalten bleibt.

 

28. Juni 2021
Die Generalsanierung des Kunsttempels startet offiziell. Unter den Gästen der Startveranstaltung sind Vertreter der fördernden Institutionen und Vertreter der lokalen Politik. 

 

von links: Rainer Rempe (Vorsitzender des Stiftungsrates Stiftung Kunststätte Johann und Jutta Bossard und Landrat des Landkreises Harburg) Heike Duisberg-Schleier (Leiterin der Kunststätte Bossard) und Christoph Probst (Projektplaner/Probst GmbH)

 

Juli 2021
Die Sanierungsarbeiten laufen planmäßig. Derzeit stehen die Arbeiten am Mauerwerk, insbesondere des Vorbaus, im Mittelpunkt sowie die Restaurierung der Kleinplastiken. In Kürze beginnen wir mit den Sanierungsarbeiten an den Fenstern.

 

August 2021
Die Maurerarbeiten am Tempel gehen voran. Die Keramikrestauratorin nimmt alle Keramiken an der Außenfassade zum Teil zur Restaurierung ab und reinigt diese.

 

September 2021
Die Restaurierung der historischen Fenster beginnt. Bei den acht senkrechten Fenstern des Kunsttempels werden die polychrom gefassten Gläser und die Strukturgläser entnommen. Anschließend werden die Rahmen entfernt und in der Fachwerkstatt erhalten und gemalt. Die gleichen Arbeitsschritte sind für die Gaubenfenster geplant. 

Oktober 2021
Die Arbeiten gehen parallel im Innenbereich des Kunsttempels weiter. Hier geht es um die Sicherung des Putzfrieses und des farbig gefassten Holzes. 

 

November 2021
Die Tischler und Glaser sind mit ihren Arbeiten in den jeweiligen Firmenwerkstätten. Im Inneren des Kunsttempels hat die Holzrestaurierung der Innendecke begonnen. Die Malschichtfestigung aus dem Jahr 1996 wird kontrolliert und partiell nachgefestigt. Parallel finden Arbeiten am Putzfries statt. Der Trägerputz und die Malschichten werden gereinigt und gefestigt. 

Dezember 2021
Einzelne Firmen und Gewerke haben ihre Arbeiten bis zum Ende des Jahres abgeschlossen, wie zum Beispiel die Restauratorin für Kleinplastiken an der Außenfassade. Im Inneren des Kunsttempels ist die Holzrestaurierung der Innendecke beendet. Die Malschichtfestigung aus dem Jahr 1996 wurde kontrolliert und partiell nachgefestigt. Ebenso sind die Arbeiten am Putzfries fertiggestellt. Gleichzeitig wurden die restaurierten Rahmen der Dreiecksfenster eingebaut und warten auf ihre ebenfalls restaurierten Glasscheiben.

Februar 2022
Eine wichtige Baumaßnahme konnte weitergeführt werden. Die restaurierten Fensterrahmen sind zurück aus der Werkstatt. Die Holzrahmen wurden gereinigt, vom früheren Fensterkitt befreit, teilweise morsches Holz ersetzt und die Rahmen wurden in der ursprünglichen Farbe neu gestrichen. Die Fensterrahmen bleiben vorerst hinter Sicherungsplatten verborgen, bis die historischen Fensterscheiben wieder eingeglast werden. 

 

April 2022
Die historischen Fensterrahmen und die historischen Glasfenster sind jetzt komplett fertig konserviert – ein wichtiger Schritt für den Abschluss der Sanierungsarbeiten und eine beachtliche Leistung, denn weit über 400 Fenstersegmente wurden dafür angefasst.

 

Mai 2022
An der Außenfassade des Kunsttempels wurden alle Fugen kontrolliert, schadhafte Fugen ausgebaut und in bauzeitlicher Technik neu verfugt. Die Restauratoren haben alle Klinker des Mauerwerkes geprüft und konserviert. Schadhafte, nicht klebbare Klinker wurden durch Klinker ersetzt, die der Optik der Originale des Kunsttempels entsprechen. Alle der über 300 Bauplastiken aus Keramik im Fassadenbereich wurden gereinigt, wenn nötig abgenommen und am Ursprungsort neu gesetzt. Intakte Keramiken wurden direkt an der Fassade konserviert und gereinigt.

Im Inneren des Kunststempels bezogen sich die Arbeiten neben der partiellen Festigung des Putzfrieses und der Reinigung der liegenden Glasdecke vor allem auf die Fenster. Alle Holzrahmen der Fenster wurden ausgebaut, konserviert bzw. Instand gesetzt, fehlende Teile wurden ergänzt. Die Rahmen und der Kit der Fenster werden im historischen Originalton neu gefasst. Die Scheiben, insgesamt immerhin 640 Stück, wurden dafür entnommen. Die Malschichtfestigung aus 1998 der innen liegenden farbig gefassten Scheiben wurde kontrolliert und partiell nachgefestigt sowie die äußeren Strukturglasfenster gereinigt.

 

Juni 2022
Um den Kunsttempel herum wird ein Traufstreifen angelegt, um Spritzwasser und Verschlammung am Mauerwerk und den Fenstern zu vermeiden und um Oberflächenwasser abzuführen. Der Kunsttempel ist für Besucher wieder geöffnet.

Juli 2022
Wiedereröffnung des Kunsttempels im Beisein des Niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, am Freitag, dem 15. Juli 2022.

 

Sanierungsentdeckungen

Während der laufenden Arbeiten lernen wir mehr über die Geschichte des Kunsttempels und bemerken unbekannte oder vergessene Einzelheiten. Unsere jüngste Entdeckung ist Zeugnis für den schöpferischen Prozess, den Johann Michael Bossard durchlebte. Bei der Abnahme dreier großer Bauplastiken an der Südseite des Kunsttempels wurden verborgene und vergessene Fenster freigelegt. 

 

Historische Fotoaufnahmen des Kunsttempels zeigen die Fenster an der Südseite des 1929 fertig gestellten Kunsttempels. Wann und warum Johann Bossard die Fenster zu späterer Zeit verdeckt hat, lässt sich bisher nur vermuten. Eine Erklärung wäre: Johann Bossard hat drei Bildprogramme, die sogenannten Tempelzyklen, für die Innengestaltung des Kunsttempels entworfen. Während an der Ost -und Westseite die Fenster immer in die Gestaltung mit eingebunden werden, sind die Fenster an der Südseite in keinem der drei Zyklen relevant. Bereits im aktuell ausgestellten 2. Tempelzyklus sind an der Südseite im Bildprogramm keine Aussparungen für Fenster vorgesehen. Im 3. Zyklus setzt Bossard auf das Lichtspiel an der Ost und Westseite und sieht im Konzept für das Bildprogramm an der Südseite keine Fenster vor.

 

Bossard hat möglicherweise Anfang der 1930er Jahre die Entscheidung getroffen, nachträglich Änderungen an seinem Entwurf des Kunsttempels vorzunehmen. Er belässt die Fenster an ihrem Ort und nutzt die entstandene Nische. Die Keramiken setzt er im Verbund mit dem Mauerwerk. Damit ist klar, dass die Fenster nicht mehr genutzt werden und Bossard hier eine endgültige Entscheidung für die Gestaltung des Kunsttempels getroffen hat.

 

Die drei Fenster werden geborgen und als historische Bauelemente des Kunsttempels archiviert. Sie werden so konserviert, dass sie Teil eines Ausstellungskonzeptes für die Baugeschichte des Kunststempels werden können. Da Johann Bossard die endgültige Gestaltung des Bauwerks noch in bauzeitlicher Entstehung entschieden hat, werden die Bauplastiken im Zuge der Restaurierung wieder montiert.

 

     

 

 

Bilder der Sanierungsarbeiten

 

Für die Umsetzung des Projektes "Generalsanierung des Kunsttempels" haben wir beauftragt:

I. Bauabschnitt

 

Malerarbeiten Gauben und Fenster

Fa. JH. Tischlermeister

Hauptstraße 8

27419 Gr. Meckelsen

 

Tischlerarbeiten

Fa JH. Tischlermeister 

Hauptstraße 8

27419 Gr. Meckelsen

 

Glasarbeiten

Hein Derix GmbH & Ko. KG

Gelderner Str. 29-33

47623 Kevelaer

 

Gerüstbauarbeiten

Fa. Kreft Gerüstbau GmbH

Brookdamm 32

21217 Seevetal

 

Dipl. Rest. Julia Diezemann

Silcherstraße 36

22761 Hamburg

 

NÜTHEN Restaurierungen GmbH + Co. KG 
Am Vorderflöß 47
33175 Bad Lippspringe 

 

Schädlingsbekämpfung

Jürgen Rabeneck
Grootkoppel 26
23858 Reinfeld

 

Elektro & Sanitär Westphal

Heidenau

 

Naturstein Häder GmbH

Greven

 

 

II. Bauabschnitt

 

Malerarbeiten Gauben und Fenster

Fa. JH. Tischlermeister

Hauptstraße 8

27419 Gr. Meckelsen

 

Zimmermannarbeiten

Fa. Zimmerei B. Bäcker

Badbergener Str. 18

49610 Quakenbrück

 

Klempnerarbeit

Fa. Jörn-Paul Enk, Klempnerei

Dorfstr. 20b

21438 Brackel

 

Tischlerarbeiten

Fa JH. Tischlermeister 

Hauptstraße 8

27419 Gr. Meckelsen

 

Gerüstbauarbeiten

Fa. Kreft Gerüstbau GmbH

Brookdamm 32

21217 Seevetal

 

LV Restaurierung Bauplastik und Putzfries mit Malerei innen

Dipl. Rest. Carla Leupold-Belter

Konservierungswerkstatt Leupold & Belter GbR

Brunnenstr. 2

38527 Meine

 

LV Konservatorische Arbeiten Holz mit gefasster Oberfläche:

Ars Colendi GmbH

Friedrich-List-Str. 25

33100 Paderborn

 

 

Wiedereröffnung nach Generalsanierung

Offizielle Wiedereröffnung nach Generalsanierung am 15. Juli 2022:

Als Gast begrüßten wir den Niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler.

Winterarbeiten an der Kunststätte

Wie alle historischen Gartenanlagen und künstlerisch gestalteteten Parkanlagen bereiten wir uns auf den Winter vor. Unsere insgesamt 26 Skulpturen im Außenbereich der Kunststätte werden mit einer flexiblen Einhausung versehen, um Frostschäden zu vermeiden.

 

 Die Einzelexponate, die Johann und Jutta Bossard von 1918 bis 1932 fertigten, erhalten ihre Schutzhülle indivduell angepasst. So garantieren wir, dass unter der Einhausung weiterhin eine Luftzirkulation stattfinden kann, kein Nässerückstau entsteht und die Skulpturen trocken gehalten werden.

 

Vor der Verhüllung erfahren die individuellen Sockel, auf denen die Bronzefiguren, Arbeiten aus glasierter und unglasierter Keramik, Zementguss und Naturstein präsentiert werden, eine Kontrolle, Reinigung und teilweise Fixierung der Figuren durch die Restauratorin. Diese Sicherheitsmaßnahme gehört zu den jährlichen Routinen an der Kunststätte noch vor dem ersten Frost. Die Einhausung der Skulpturen wird je nach Witterung bis Ende März bestehen bleiben.